264
Bolusgrund – Bombarda
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Bolus'
dern Zwecken dient; roten, der ebenso verbreitet ist und als rote Anstrichfarbe dient;
braunen von Siena in Mittelitalien (Terra siena), ein geschätzter Farbstoff für
Wasser- und Ölmalerei; gelb-rötlichen oder armenischen, der in den besten
Sorten aus Armenien, in geringern aus Frankreich, Ungarn u.s.w. kommt und als Unterlage für die Vergoldung oder Versilberung hölzerner Kunstsachen
dient; endlich gelben, der, am besten von Berry in Frankreich bezogen, aber auch in Deutschland vorkommt, zu
gleichem Zwecke gebraucht wird und sich durch Kalcination in eine rote Farbe verwandelt. Schon die Alten schätzten den B. als Heilmittel, formten kleine
Kuchen daraus und versahen diese mit einem Siegelabdruck; daher Terra sigillata,
Siegelerde, welcher Name auch auf römische aus diesem Thon gebrannte, meist rote Gefäße übergegangen ist.
(S. Arretinische Gefäße.)
Bolusgrund, eine Art der Leimgrundierung für Ölmalerei, bei welcher weißer oder roter Bolus (s. d.)
verwendet wird.
Bölverkr, Falschname Odins (s. Baugi).
Boly, türk. Stadt, s. Boli.
Bolzāno, ital. Name von Bozen (s. d.).
Bolzāno, Bernh., Philosoph und kath. Theolog, geb. 5. Okt. 1781 zu Prag, wurde 1805 Doktor der
Philosophie, Priester und Professor der Religionswissenschaft an der Hochschule zu Prag. Als freisinniger Mann wurde er 1820 seines Amtes entsetzt
und seitdem in seiner schriftstellerischen Thätigkeit polizeilich überwacht. 1823–41 lebte er größtenteils zu Techobuz bei Prag, dann in Prag, wo er 18.
Dez. 1848 starb. Er veröffentlichte: «Wissenschaftslehre. Versuch einer ausführlichen und größtenteils neuen Darstellung der Logik» (4 Bde., Sulzb. 1837),
«Abhandlungen zur Ästhetik» (Lfg. 1, Prag 1843), «Was ist Philosophie?» (Wien 1849), «Paradoxien des Unendlichen» (Lpz. 1851), «Athanasia, oder
Gründe für die Unsterblichkeit der Seele» (2. verbesserte Aufl., Sulzb. 1838), «Kurzgefaßtes Lehrbuch der kath.-christl. Religion» (anonym, Bautzen 1849),
«Erbauungsbüchlein» (Tl. 1: «Umschreibungen kirchlicher Gebete»; Tl. 2: «Mein Glaube», Wien 1850). – Vgl. Lebensbeschreibung des Dr. B., mit einigen
seiner ungedruckten Aufsätze (Sulzb. 1836); Skizzen aus dem Leben Dr. B.s, von dessen Arzt Dr. Wißhaupt (Lpz. 1850), und Hoffmanns Bruchstücke zu
einer künftigen Lebensbeschreibung des Dr. B. (Wien 1850), die auch ein Verzeichnis der gesamten Bolzano-Litteratur enthalten.
Bolze, Alb., Jurist, geb. 13. Jan. 1834 zu Bernburg, studierte in Leipzig Rechtswissenschaft, wurde 1857 Rechtsanwalt in
seiner Vaterstadt, 1873 Oberlandesgerichtsrat in Dessau, 1879 Reichsgerichtsrat in Leipzig. Er veröffentlichte: «Der Begriff der jurist. Person» (Stuttg.
1879), «Der Entwurf einer Patentnovelle» (Lpz. 1890), «Die Praxis des Reichsgerichts in Civilsachen» (Bd. 1–14, Lpz. 1885–93).
Bolzen, kurze, meist cylindrisch geformte, mit Kopf versehene Eisenstücke, an die
entweder ein Gewinde geschnitten wird (Schraubenbolzen) oder die zum Vernieten gebraucht werden
(Nietbolzen). Über die Herstellung der Bolzen s. Schraubenschneidemaschinen und
Nieten. Eine besondere Art B. sind die Stehbolzen (s. d.).
Bolzen, allgemeine Bezeichnung für die aus der Armbrust geschleuderten
Geschosse. Man unterschied verschiedene Formen.
-
1) Der Drehpfeil (vireton) war ein mit Holz- oder Lederflügeln an
↔ der Achse versehener B. mit Pfeilspitze;
-
2) der schlagende B. (matras) endete mit einer runden Scheibe und tötete
durch Aufschlagen derselben;
-
3) der Brandbolzen (phalarica) hatte hinter der Spitze einen Sack mit
Brandzeug und einer brennenden Lunte.
Bolzenbüchse, eine Büchse, bei der ein durch Büschel luftdicht schließender Bolzen durch Luftdruck aus dem Büchsenlauf
getrieben wird. Die dazu nötige plötzliche Luftverdichtung geschieht durch Auslösung einer vorher gespannten Feder, deren vorderes Ende eine Dichtung
trägt.
Boma, d. h. Palissaden, heißen in Äquatorialafrika die befestigten Dörfer der Eingeborenen. Nach ihrem Muster pflegen die
Forschungsreisenden in gefährlichen Gegenden auch bei kurzem Aufenthalt befestigte Lager zu errichten, die ebenfalls B. genannt werden. Der gewählte
Raum wird von einem meist kreisrunden, entweder aus Strauchwerk oder aus Pfählen bestehenden Palissadenwerk umgeben, das nur durch einige
Thore zugänglich ist. In die Mitte kommen die Zelte der Führer und das Gepäck, darum die Hütten der Träger.
Boma, Sitz der Regierung des Kongostaates auf dem rechten Ufer des untern Kongo, besteht aus
einem hochgelegenen, von Gärten umgebenen Teile mit hübschen Amts- und Wohngebäuden und einem Sanatorium, und aus einer am Ufer befindlichen
Anlage von Faktoreien, Negerhütten und Zuckerplantagen. B. ist eine wichtige Handelsstation und Sitz der Konsuln von Großbritannien, von den
Vereinigten Staaten von Amerika und Italien. Nach seiner berühmten Entdeckungsfahrt auf dem Kongo traf Stanley 8. Aug. 1817 zu B. ein. Später
begründete er hier eine Station der Association internationale du Congo. Am 1. Juli 1885 erfolgte zu B. die
Proklamierung des unabhängigen Kongostaates. Früher war B. der Hauptausfuhrhafen für den Sklavenhandel und bis 1876 der östlichste Ort für europ.
Niederlassungen. Bis B. können Seeschiffe gefahrlos den Strom aufwärts fahren.
Bomarsund (d. i. Sperr- oder Riegelsund), Meerenge der Ostsee, am Eingange zum Bottnischen Meerbusen, zwischen den
Inseln Aland und Vardö; die gleichnamige russ. Festung, auf der Ostküste der Insel Åland, beherrschte die Einfahrt
zum Finnischen und zum Bottnischen Meerbusen; sie wurde während des Orientkrieges im Sommer 1854 von den verbündeten Franzosen und
Engländern unter Baraguay d'Hilliers belagert und nach sechstägiger Beschießung 16. Aug. zur Kapitulation gezwungen. Die Festungswerke wurden
gesprengt und zerstört. Ein Anhangsartikel des Pariser Friedens verbot Rußland auf den Alandsinseln neue Befestigungen und Marine- oder
Militäretablissements anzulegen. (S. Ålandsinseln und Orientkrieg.)
Bomätsche, an der obern und mittlern Elbe soviel wie Schiffszieher; das Wort ist slaw. Ursprungs.
Bomätschen, ein Schiff vom Lande aus mittels Seilen fortziehen.
Bomba (il rè B., d. i. König Bombe), Spottname
Ferdinands II. (s. d.), Königs beider Sicilien, wegen der von ihm veranlaßten
Beschießung des aufständischen Messina (9. Sept. 1848).
Bombarda (ital.), kleines zweimastiges Mittelmeerfahrzeug, hat einen Großmast mit Rahesegeln und hinten einen
Treibermast (s. d.) mit kleinem Gaffelsegel.